Cameron Diaz
Als wäre sie nicht Jahre weg gewesen: Cameron
Diaz ist «Back in Action». Die USamerikanische
Schauspielerin gibt mit 52 an
der Seite von Jamie Foxx eine schlagfertige Spionin.
Offenbar ist ihr Familienleben mit zwei Kids an der
Seite eines Rockers etwas gar beschaulich geworden. Da
kam es passend, dass Mister Foxx sie bekniete. Das
führte zum Comeback der Vorzeigeblondine.
Es ist ihr erster grosser Auftritt seit Jahren; elf, um genau
zu sein: Wir sehen Cameron Diaz von hinten, in enger
schwarzer Lederhose und im schwarzen Tanktop – sexy,
sportlich, selbstbewusst. Sie geht ins Bad, bindet sich
den Blondschopf hoch, dann sieht sie mit ihren blauen
Augen in den Spiegel. Und uns an, dazu lächelt sie mit
dem grössten Mund Hollywoods nach dem von Julia
Roberts: Willkommen zurück im Filmgeschäft. Man
meint, sie erst gestern so gesehen zu haben. Wobei, die
Bäckchen sind heute etwas fülliger, das Lächeln ist noch
breiter geworden.
Szenenwechsel. Wir sehen einen schicken Bentley-
Boliden röhren, eine Knarre wird geladen, schnell wird
klar: Cameron ist mehr noch als sonst die Vorzeigeblondine
– sie strotzt vor Tatendrang, «Back in Action»!
So heisst ihr Comeback-Streifen, und sie zielt auf Netflix
nicht auf das veraltete und immer rarer werdende
Kinopublikum. Nein, sie setzt auf die moderne Zielgruppe,
die ihre Abende und Nächte beim TV-Streaming
kuschlig im Bett oder sonst wie bequem zu Hause vor
dem Bildschirm verbringt.
Viele erinnern sich noch an Camerons Durchbruch 1994
an der Seite von Jim Carrey in «Die Maske», einem der
zehn umsatzstärksten Filme des Jahres, der die damals
21-jährige Diaz zum gefeierten Sexsymbol machte.
Danach gehörte sie dank Filmhits wie «Verrückt nach
Mary» (1998) und «3 Engel für Charlie» (2000) zu den
grössten Stars der Traumfabrik Hollywood.
Film mit zügig Fahrt
Weiter geht’s in «Back in Action»: Zum Kindergeburtstag
in einem tschechischen Schloss trägt Diaz ein Chanel-
Top zur Lederhose und zu scharfen schwarzen Stiefeln.
Es folgen eine turbulente Schiesserei und eine Schlägerei
in barocken Kulissen, Cameron Diaz obsiegt. Der Film,
es ist die 57. Filmproduktion ihrer Karriere, nimmt zügig
Fahrt auf, sobald sie mit ihrem Filmpartner in dieser
Agentenparodie London aufmischt. An der Seite von
Jamie Foxx (57), mit dem sie zuletzt «Annie» (2014)
gedreht hatte, schlüpft Diaz diesmal in die Rolle einer
ehemaligen CIA-Agentin, die gemeinsam mit ihrem
Mann eigentlich ein ruhiges Familienleben mit zwei
Kids führen will. Doch als ihre Vergangenheit sie einholt,
muss sie wieder zur Waffe greifen und ihre
Kampftechniken anwenden. Das wirkt nicht nur im
Film harmonisch: «Ich hätte mir keinen besseren Partner
als Jamie Foxx für diesen Film wünschen können, sowohl
hinter den Kulissen als auch vor der Kamera», schwärmt
die 52-Jährige.
Der Filmdreh scheint mächtig Spass gemacht zu haben,
auch wenn es Gerüchte gab, Diaz habe sich mit Foxx
zerstritten. Dabei hatte der sie geradezu bekniet, an dem
Film von Regisseur Seth Gordon («The King of Kong»,
«Kill the Boss») mitzumachen. Es soll Chaos ausgebrochen
sein, als eine nicht explodierte Bombe aus dem
Zweiten Weltkrieg am Set gefunden wurde. Schliesslich
musste sich Jamie Foxx aufgrund von gesundheitlichen
Problemen ins Spital begeben, und Diaz drehte mit
einem Double weiter.
Doch das sind Tempi passati und sie brachten die
Hollywood-gestählte Diaz nicht aus dem Konzept. Im
Film wird stets dynamisch aus vollen Rohren geschossen,
notfalls an einer Tankstelle mit dem improvisiert
entzündeten Benzinschlauch gar Rammstein Konkurrenz
gemacht und den Bösewichten mächtig eingeheizt.
Überhaupt gefällt die rasante Komödie mit überraschenden
Kreativsalti: etwa, wenn eine abgestürzter Jet
in den Bergen eine grosse Lawine auslöst. Oder wenn
Rentnerin Glenn Close (77, «Garp», «Greystoke») sich
als steife britische Schlossbesitzerin und ehemalige
Agentin äusserst versiert im Umgang mit Waffen erweist.
Da schaut man gerne zu. Regisseur Seth Gordon ist
zuversichtlich: «Der Film ist definitiv für eine Fortsetzung
vorgesehen – ich habe noch einige Ideen im
Kopf.»
Leben zurückerobert
«Für mich war der Dreh einfach etwas, das ich tun
musste», betont Diaz. «Es fühlte sich an, als müsste ich
mein eigenes Leben zurückzugewinnen. Und alles andere
war mir einfach egal.» Die Schauspielerin hatte
Hollywood 2014 nach dem Film «Annie» für ein gutes
Jahrzehnt verlassen, um sich auf ihre Familie zu
konzentrieren: Sie hat zwei Kinder mit ihrem Ehemann
Benji Madden (45), einem Schauspieler, Filmproduzenten
und Gitarristen der Rockband Good Charlotte. Überdies
vertreibt sie ihren beliebten Biowein Avaline.
«FÜR MICH WAR DER DREH EINFACH ETWAS, DAS ICH TUN MUSSTE. ES FÜHLTE SICH AN, ALS MÜSSTE ICH MEIN EIGENES LEBEN ZURÜCKGEWINNEN.»
— Cameron Diaz

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Text / Foto:
BILDER: FRANK ALTMANN