Veronika Ferres
Nur wenige deutsche Schauspielerinnen der letzten
Jahrzehnte können auf eine ähnliche Karriere
zurückblicken wie Veronica Ferres. In Filmen
wie «Rossini» war die heute 59-Jährige das grosse
Sexsymbol, mit Serien wie «Die Manns» bestätigte sie
ihren Ruf als seriöse Charakterdarstellerin und als sprichwörtliche
Powerfrau produzierte sie hochkarätige internationale
Filme, in denen sie zum Teil als Darstellerin
mitwirkte. Gleichzeitig ist sie weiterhin eine feste Grösse
im deutschsprachigen Fernsehen – etwa in der aktuellen
RTL-Serie «Alpentod». Dabei musste sie männliche
Machtstrukturen aufbrechen, aber ihre Lebenseinstellung
ist nicht von Verbitterung, sondern von souveräner
Gelassenheit geprägt.
SETTEDONNA: Frau Ferres: Sie
haben momentan ein Projekt nach
dem anderen am Start – als nächstes
die «Alpentod»-Krimis, die zu
einer ganzen Reihe ausgebaut werden
sollen. Kommen Sie überhaupt
noch zur Ruhe?
Veronica Ferres: Sie fragen mich genau
zum richtigen Zeitpunkt. Denn
ich komme gerade aus einem
wunderschönen Urlaub, habe einfach
nur die Zweisamkeit genossen
und ausgespannt, um den Kopf
freizubekommen.
Lässt sich diese Zweisamkeit so ohne weiteres organisieren?
Ihr Mann Carsten Maschmeyer (Anm. der
Redaktion: Deutscher Unternehmer, Investor, «Die
Höhle der Löwen», und Buchautor) ist ja vielbeschäftigt.
Das ist alles nur eine Frage der Kommunikation und Koordination.
Man muss einfach die gemeinsamen Terminpläne
aufeinander abstimmen.
Vermutlich brauchten Sie diesen Urlaub auch, um sich
von dem Schock der Brandkatastrophe von Los Angeles
zu erholen, wo Sie ein zweites Domizil haben.
Ja, da haben wir sehr viel Zerstörung gesehen. Auch
wenn unser Haus unbeschadet davon kam, waren wir
mittendrin und sind evakuiert worden. Das war schon
sehr beängstigend.
Da ist das Umfeld der «Alpentod»-Krimis doch etwas
gemütlicher. Oder sind Sie jemand, der sich in den
Bergen nicht wohl fühlt?
Ich bin ein absoluter Bergmensch. Ich liebe sie nicht nur
beim Skifahren, sondern mag es, ihre Natur mit ihrer
Schönheit und auch Rauheit zu erleben. In den neuneinhalb
Drehwochen habe ich jeden Tag dieses gewaltige
Panorama der schneebedeckten Berge vor mir gesehen.
Das war ein Geschenk. Gleichzeitig hat deren Urgewalt
aber auch etwas Bedrohliches.
Was war Ihr intensivstes Bergerlebnis?
Das Schlimmste war, als ich einmal
auf einem Sessellift 90 Minuten
steckengeblieben bin. Es ging senkrecht
nach unten und wackelte ewig.
Ich wusste nicht, ob ich da jemals
heil herauskomme. Das war schon
sehr nervenaufreibend. Das Gute
und Beruhigende dabei war: Ich war
nicht allein in dieser brenzligen
Situation. Man konnte also zusammen
reden und sich gegenseitig
trösten. Wenn der eine gerade einen
seelischen Tiefpunkt erreichte,
befand sich der andere in einem
Hoch und steckte den «Mithängenden
» mit seiner Stimmung an, und umgekehrt.
Mit welcher Einstellung gehen Sie sonst an Herausforderungen
heran – zum Beispiel, wenn Sie es mit
übereifrigen jungen Kollegen zu tun haben so wie Ihre
Figur in diesen Filmen?
Mit Gelassenheit und mit Humor. Humor ist die Brücke
zu ganz vielen Dingen. Wenn man einen guten Humor
hat und vor allen Dingen über sich selbst lachen kann,
dann lachen die anderen erstmal über einen mit, und im
nächsten Schritt können sie auch über sich selbst lachen.
Aber manche Menschen scheinen sehr verbohrt zu sein
und nehmen sich selbst zu ernst. Was machen Sie bei
denen?
Solche Menschen haben bei mir gar keine andere Chance,
als sich zu ändern. Ich fange dann an, über mich Witze zu machen. Wie
schon gesagt, dann lachen sie über mich und irgendwann
lachen sie eben auch über sich … und beginnen sich zu
öffnen.
«HUMOR IST DIE BRÜCKE ZU GANZ VIELEN DINGEN.»
— Veronika Ferres

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Text / Foto:
BILDER: MANFRED BAUMANN
MAKE UP: NELLY BAUMANN
MANFREDBAUMANN.COM